Auch Moorburg musste seinen Beitrag leisten. Über 250 Männer, viele von ihnen aktive und fördernde Mitglieder des Schützenvereins, hatten, wenn auch nicht alle an vorderster Front, im Kriege des Kaisers Rock getragen, der Schützenbetrieb ruhte.
Und von diesen waren 72 nicht in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Sie waren „auf dem Felde der Ehre“ gefallen. Traueranzeigen in den Zeitungen mit dem Eisernen Kreuz wurden eine alltägliche Erscheinung. Fast in jede Moorburger Familie war Trauer eingekehrt. Die ungeheuren Kriegslasten führten schnell zu Versorgungsmängeln in der Bevölkerung, dann zu Unruhen, zuletzt zur Revolution. Moorburg als ländliches und landschaftlich intensiv genutztes Gebiet hat die Mängel vielleicht nicht ganz so drückend empfunden, wie die größeren Städte, trotzdem zeichnet der Moorburger Lehrer Alfred Aust über diese Zeit ein deprimierendes Bild:
„Bald macht sich der Mangel an Nahrungsmitteln, Viehfutter und Kohlen geltend. Das Brot ist längst aus Kartoffeln gebacken, statt der Seife gibt es Sand, statt Leder Holz, statt Leinen Papier, statt Zucker Saccharin; der hartgesottene, gesalzene Klippfisch ist zur Delikatesse geworden.
Das Vieh steht hungrig in den Ställen, die meisten Stände sind leer. Mit müden Gesichtern gehen die Frauen umher, die Kinder sind blass und unterernährt. Die Grippe hat in fast allen Häusern Einkehr gehalten. Zu dem großen Sterben an der Front kommt das Sterben in der Heimat.“
Zu erwähnen wäre noch, dass wegen Ausfalls vieler männlicher Arbeitskräfte in der Landwirtschaft russische Kriegsgefangene eingesetzt wurden, die man in „Blankau's Salon“ unterbringen musste. Es gab 1914, 1915 und 1916 sogenannte „Vaterländische Unterhaltungsabende“, organisiert von dem inzwischen zum Schulleiter avancierten Otto Winckler, dem einzigen Moorburger Lehrer, der nicht Soldat werden musste.
Die Programme dieser mit viel patriotischem Pathos gespickten Veranstaltungen sind noch erhalten.
Anfang 1916 wurde als Kriegsopfer auch die alte Moorburg „genagelt“.
(Sie befindet sich heute in der Moorburger Kirche).
Am 11. November 1918 schwiegen endlich die Waffen, ein blutiges Ringen war zu Ende gegangen. Der Kaiser hatte abgedankt, in Berlin war eine Republik ausgerufen worden.
Auch der Gemeindevorsteher Westphalen war zurück getreten, in Moorburg herrschte vorübergehend ein „Volksrat“, bis ein paar Monate später der Schützenbruder Fritz Pinkenburg das Amt des Gemeindevorstehers übernahm und bis 1933 gewissenhaft verwaltete.
Eine vom Moorburger Lehrer Heinrich Meyer in diesen unruhigen Zeiten gegründete Bürgerwehr sollte die Moorburger vor Überfällen und Plünderungen schützen. Sie wurde erst 1923 nach Ende der
Inflation wieder aufgelöst.
Schützenkönige 1913 - 1922